Auf eine Zigarre mit ... Heinrich Villiger

Auf eine Zigarre mit ... Heinrich Villiger
8. Februar 2018

Können Sie sich noch an Ihre erste Zigarre erinnern?

Nein, das ist zu lange her. In meinen jugendlichen Jahren hatte ich kaum geraucht. Wir produzierten damals in der Schweiz und in Deutschland ausschliesslich Stumpen, waren jedoch noch einem Zigarettenunternehmen in der Schweiz beteiligt. Wir brachten damals die erste Filterzigarette in der Schweiz auf den Markt, die BOSTON FILTER: Ich spreche von den Jahren 1946 bis 1950, die ich in Neuchâtel in der französischen Schweiz zur Erlernung der französischen Sprache verbrachte.Nach dem Erwerb der sog. „Maturité“, die dem deutschen Abitur entspricht, schickte mich mein Vater im Alter von 20 Jahren in die USA. Dort arbeitete ich als Praktikant während eines Jahres auf den Auktionen von Virginia, Burley, Kentucky und Maryland - Tabaken in den Südstaaten.

Nach Ende der Saison folgten Aufenthalte in Connecticut und Massachusetts, wo ich das Sortieren von Umblatt und Deckblatt erlernte. Das war die Zeit, als ich mit dem Rauchen begann - so alles quer durch den Garten.  Handmade Premium Cigars gab es damals nur aus Kuba - die konnte ich mir nicht leisten.

Und dann ist die Liebe zur Zigarre bis heute geblieben?

Ich begann mit dem Stumpen. Ich sage immer, auch ein Stumpen ist eine Zigarre, nur heisst er nicht so. Selbstredend rauchte ich nur Fabrikate aus dem eigenen Hause. Ich hatte das Glück, während vieler Jahre meinen Vater zum Tabakeinkauf zu begleiten und lernte dabei schnell, das Gute vom Mittelmässigen zu unterscheiden. 

Nach meinem Aufenthalt in USA besuchte ich übrigens zum ersten mal Kuba - das war im Jahre 1951, also noch vor der Revolution. Zu Pferd begleitete ich die Tabakeinkäufer zu den verschiedenen Vegas. Dabei wurde mir auch bewusst, woher die besten Zigarrentabake kommen.

Hat Sie das auch zu Ihrer Berufswahl inspiriert? Erzählen Sie uns doch ein wenig von Ihrem Job.

Ich wurde in dieses Metier geboren. Mein Grossvater gründete unser Unternehmen im Jahre 1888, also vor 130 Jahren. Heute fabrizieren wir in Deutschland und in der Schweiz mit rund 1500 Mitarbeitern etwas mehr als 1,4 Milliarden Stück Zigarillos und Zigarren pro Jahr. Schon 1975 importierten wir über unsere Division „5th AVENUE TABAK GALERIE“ die ersten handmade Premium Zigarren, aber das war damals eher noch ein Hobby von mir. 1989 folgte dann die Gründung unseresJoint-Ventures mit der damaligen CUBATABACO,der 5TH AVENUE Products Trading GmbH, des heutigen offiziellen Generalimporteurs für HABANOS in Deutschland, Österreich und Polen. Später beteiigten wir uns ander INTERTABAK AG in der Schweiz, des HABANOS Importeurs in der Schweiz. Inzwischen ist auch unser Stammhaus VILLIGER in das PREMIUM Zigarren Marktsegment eingestiegen. Wir importieren Zigarren aus der Dominikanischen Republik, Nicaragua und Honduras und in Brasilien haben wir eine eigene Manufaktur, die VILLIGER DO BRASIL. Das ist mein Job, mein tägliches Brot.

Und was ist heute Ihre Lieblingszigarre?

Es ist nicht nur eine, es sind mehrere. Ich rauche gerne die Cohiba Siglo VI, die Partagas Serie D No. 4 und unsere SAN’DORO Colorado aus Nicaragua und die SAN’DORO Maduro aus Brasilien - alles grosse Formate, die das volle Aroma entfalten.

Gibt es eine Persönlichkeit aus der Zigarrenwelt, die Sie nachhaltig beeinflusst hat?

Das war vor allem Francisco Padron, seinerzeit Generaldirektor der CUBATABACO (heute TABACUBA, inklusive Rohtabakanbau 48.000 Beschäftigte). Padron war der Initiator des Aufbaus:des heutigen weltweiten (ausser USA) Vertriebsnetzes von TABACUBA. Und dann natürlich auch mein alter, verstorbener Freund Alejandro Robaina. Ich habe selten jemanden getroffen, der mehr vom Tabak verstand als er.

Prägt die Zigarre Ihren Lebensstil?

Ich könnte mir ein Leben ohne Zigarre nicht vorstellen. Ich beginne den Tag mit einer Zigarre und beende meinen Tag zu später Stunde mit einer Zigarre. Ich kenne kein anderes so nachhaltiges Genussmittel.

Ihre Meinung zum Rauchverbot?

Die WHO, die Weltgesundheitsorganisation, möchte die ganze Tabakwirtschaft eliminieren, beginnend bei der Landwirtschaft. Weltweit leben Millionen von Menschen vom Tabak. Ich verstehe, dass es Menschen gibt, die sich am Tabakrauch stören. Aber der Zigarrengenuss ist aus gesundheitlicher Sicht vernachlässigbar. Dass die Menschen im Leben aufeinander Rücksicht nehmen sollten, ist selbstverständlich. Aber generelle Rauchverbote sind lächerlich.

Wie ist es um die Zukunft der Rauchkultur bestellt? 

Die Zigarette wird sich schwer tun. Die multinationalen Hersteller sehen die Zukunft bei den neuen „heat and not burn“-Produkten, bei denen der Tabak nicht mehr verbrannt, sondern erhitzt und verdampft wird. Dazu benötigt der Konsument eine ganzeApparatur, die er mit sich herumtragen muss. Nach einer von einer US-Tabakzeitschrift zitierten Studie möchten weltweit 7 von 10 Rauchern das Rauchen aufgeben. Ausgehend von einer Milliarde Rauchern weltweit heisst das, dass300 Millionen Raucher nicht die Absicht haben, das Rauchen aufzugeben. Bei den anderen 700 Millionen Rauchern sieht die Industrie das Potential für diese neuen Produkte. Aber das ist die Zigarettenwelt. Ich kenne keinen passionierten Zigarrenraucher, der auf diese neuen Produkte umgestiegen ist, und schon gar nicht auf das Verdampfen der sog. „Liquids“. Die Kulturdes Zigarrenrauchens wird weiterleben.