Zigarren rollen: die faszinierende Kunst der Torcedores

Zigarrenroller in einer Zigarrenmanufaktur
28. September 2016

Wohl jeder Zigarrenliebhaber möchte irgendwann mehr über die Herkunft seiner Zigarren erfahren. Wo kommen sie her? Und welche Schritte sind eigentlich notwendig, um aus den getrockneten und fermentierten Blättern der Tabakpflanze eine wundervolle Zigarre entstehen zu lassen? Um dies zu erfahren, müssen wir den Torcedores über die Schulter schauen, den professionellen Zigarrenroller der Zigarrenmanufakturen in Nicaragua oder Kuba. So leicht es auch aussehen mag, die Herstellung einer Zigarre ist alles andere als simpel. Die Torcedores benötigen oft viele Jahre, um die Kunst des Zigarrenrollens zu lernen. Zigarren in Handarbeit herzustellen ist eine wahre Kunst, die ein hohes Maß an Geschick, Präzision und Fingerspitzengefühl erfordert – sowie eine tiefe Leidenschaft für das Produkt.

Zigarren rollen: ein echter Kulturschatz Kubas

Wer einmal eine Zigarrenmanufaktur besichtigt hat und den Torcedores bei ihrer Arbeit zusehen konnte, weiß, wie viel Kunstfertigkeit in dieser Tätigkeit steckt. Die erste Manufaktur Kubas wurde bereits 1799 in Havanna eröffnet. In den nächsten Jahren kamen mehr und mehr Manufakturen hinzu. Die Zigarrenroller verarbeiteten Anfang des 19. Jahrhunderts mehr als 100.00 Kilogramm Tabak. Ein Großteil der hergestellten Zigarren wurde allerdings nach Spanien exportiert, dem einstigen Machthaber über Kuba.
Bis heute übt der Beruf der Zigarrenroller eine große Faszination aus. Dies liegt auch an den zahlreichen Mythen und Geschichten, die sich um das Handwerk des Zigarren rollens ranken. Zum Beispiel gibt es den Mythos, dass kubanische Zigarren auf den Schenkeln von Jungfrauen gerollt werden, eine Vorstellung, die wahrscheinlich entstanden ist, weil kubanische Frauen (und Männer) beim Entrippen der Blätter die Blattbündel auf ihrem Schoß halten. Eine weitere interessante Tradition: Damit den Torcedores beim tagtäglichen Zigarren rollen nicht langweilig wurde, gab es in einer Zigarrenmanufaktur den Vorleser, lectora de tabaquería, ein ehrbarer Beruf und seit 2012 sogar als nationales Kulturerbe Kubas anerkannt. Auf dem Leseplan standen Klassiker wie Romeo und Julia oder auch die Tageszeitung. Viele stellen sich vor, dass der Geist der Bücher auch den Geschmack der Wie entstehen nun aus losen Blättern Zigarren in höchster Perfektion?

 

Zigarre.de Zigarren Roller from Zigarre.de on Vimeo.

Erster Schritt: die richtigen Tabakblätter auswählen

Für das Rollen von Zigarren benötigt der Zigarrenmacher verschiedene Tabakblätter für Einlage, Umlage und Deckblatt. Schon der Tabakanbau (Tabaco tapado) entscheidet darüber, wie der Tabak später verarbeitet wird. Unter anderem spielen die Intensität der Sonneneinstrahlung und die Position des Blattes an der Pflanze eine bedeutende Rolle sowie die Tatsache, ob sie Blüten getragen hat oder nicht. Diese und noch mehr Faktoren beeinflussen das Aroma des Tabaks. Tabakblätter, die der Sonneneinstrahlung am meisten ausgesetzt sind, sogenannte ligeros, haben ein wesentlich kräftigeres Aroma als seco oder volado, also Blätter, die nahe an der Erde wachsen. Durch Kombination von ligeros, seco und volado regulieren Zigarren roller Geschmack und Stärke von Zigarren. Bevor sie mit dem Rollen beginnen, ordnen sie die Blätter nach Einlage, Umblatt und Deckblatt und legen sie am Arbeitsplatz bereit. Vor der Verarbeitung wird ihnen die feste Mittelrippe entfernt. Außerdem werden sie mit Wasser leicht angefeuchtet. Für die Zigarrenherstellung in Handarbeit benötigt der Zigarren roller einige Utensilien:

• Schneidebrett aus Holz (Tabla)
• Rund- bzw. Wiegemesser (Chaveta)
• Zigarrenkleber (Goma)
• Schneidewerkzeug für Zigarren (Guillotine)
• Zylinderförmiges Messer (Casquillo)
• Messwerkzeug für Länge und Durchmessers der Zigarre (Cepo)
• Zigarrenpresse

Zigarren rollen

So werden Zigarren von Torcedores hergestellt

Zuerst wählen die Zigarrenroller etwa vier bis sechs stiellose Einlageblätter aus und falten sie längs zu einem Bündel zusammen. Die Einlage wird im zweiten Schritt behutsam in zwei bis drei, leicht angefeuchtete, Umblätter eingerollt. Wichtig ist hierbei, dass das Bündel nicht zu stark zusammengepresst wird. Feine Luftkanäle sollen erhalten bleiben, damit der Rauch später ungehindert zirkulieren kann. Eine zu locker gerollte Zigarre erschwert einen homogenen Abbrand. Das Ergebnis, die sogenannte Puppe bzw. Wickel, kommt anschließend für etwa eine halbe Stunde in die Zigarrenpresse. Hier erhält die Zigarre ihr Format.

Der letzte Schliff: die Zigarren werden versiegelt

Nun sind es nur noch wenige Schritte zur finalen Zigarre. Der Zigarrenmacher entnimmt den Wickel der Presse und entfernt mithilfe des Messers den überstehenden Tabak an Kopf und Fuß. Ausschlaggebend für den Geschmack der Zigarre ist das Deckblatt. Dieses wird mit dem Wiegemesser zunächst sichel- bzw. halbmondförmig zugeschnitten und um die gepresste Zigarre gerollt. Zum Schluss wird das Mundende verschlossen. Dazu wird entweder das überstehende Deckblatt verdreht, verklebt und abgeschnitten, oder ein kleiner Kreis zum Versiegeln des Kopfes aus dem Deckblatt gestanzt. Der Fuß wird einfach mit einem Schneidewerkzeug abgeschnitten, sodass eine gerade, saubere Fläche zum Entfachen der Zigarre entsteht.
Die Arbeit des Torcedore ist getan. Nach Bestehen einiger Qualitätskontrollen werden die Zigarren vor dem Verkauf meist in größeren Bündeln gelagert – von mehreren Monaten bis zu mehreren Jahren. Sie sind auf den Geschmack gekommen? In unserem Online-Shop finden Sie eine breite Auswahl an Zigarren aus den besten Zigarrenmanufakturen weltweit.